Das Zauberwort heißt Ja
Zuerst sollte man zu jeder Situation erstmal Ja sagen. Unabhängig ob wir die Situation mögen oder nicht. Wenn wir eine Situation mögen, dann fällt es ja nicht schwer Ja zu sagen. Anders ist es bei Situationen, die wir nicht so gern haben wie manche Pflichten und andere unangenehme Herausforderungen. Dann gibt es im Alltag immer wieder auch Situationen, vor denen wir uns fürchten und die wir gar nicht mögen.
Automatisiertes Ablehnen oder Verdrängen sind aber selten ein sinnvolles Verhalten.
Sinnvoller ist es erstmal Ja zu sagen. Ja sagen, weil jede erfahrene Situation mit uns etwas zu tun hat. Wir würden ihr, so sehe ich es, sonst nicht begegnen. Jede Situation gibt mir die Chance sie mit anderen Augen zu sehen, Neues zu erfahren, Neues zu lernen sie vielleicht sogar zu genießen und damit innerlich zu wachsen. Dies kann ich aber nur, wenn ich mich der Wirklichkeit auch öffnen und stellen kann.
Wenn ich Ja sage, halte ich erstmal inne und unterbreche meine alten Konditionierungen mit entweder zu fliehen oder verbaler Aggression oder sogar körperlicher Gewalt auf unangenehme Situationen zu reagieren.
Ich weiß, dass das oft schwer fällt und es gelingt mir selbst oft nur unzureichend. Aber immer öfter, weil ich täglich übe. Und ich kann sagen, es lohnt sich. Aber selbst dann, wenn es mir nicht gleich gelingt, entsteht durch Achtsamkeit ein klarerer Überblick, der mir eine sinnvollere Einstellung zur Situation erleichtert..
Ja sagen macht uns leicht, entspannt, fröhlich, gelassen, optimistisch. Wenn es uns jetzt noch gelingt zusätzlich zum Ja -danke zu der Situation zu sagen, dann werden wir nach Steindl Rast auch glücklich. Denn er sagt: nicht glücklich sein macht dankbar, sondern Dankbarkeit macht glücklich.“
Man kann die Situation mit einem inneren Lächeln noch wohlfühlender machen.
Wenn die Lage unübersichtlich ist, sollte man nach dem Ja innehalten, um einen konkreten Einblick in die Situation zu bekommen. Nach einem Überblick kann man klarer erkennen, ob das Ja berechtigt ist, oder in ein ebenso klares Nein wechseln soll.
Wenn wir dann zu einem Nein kommen, wissen wir, dass das Nein nicht durch eine automatisierte Reaktion beziehungsweise Konditionierung entstanden ist, sondern durch die konkret erfahrene Situation im Hier und Jetzt. Ich würde dieses Nein dann als ein reifes Nein bezeichnen. In aller Freiheit stelle ich fest, dass ich in dieser Situation nur durch ein Nein wachsen oder lernen kann. Mein Nein ist dann eine Reaktion, die mich auffordert eine individuelle, sinnvolle Handlung zur konkreten Situation zu finden. Meine Antwort kommt dann aus der Klarheit eines bewussten Geistes. Außerdem habe ich durch das Innehalten eine Distanz zur Situation gewonnen und kann aus dieser Distanz heraus, klarer und sinnvoller handeln.
Anders ist es, wenn wir uns durch ein automatisiertes Nein der Wirklichkeit von vornherein verschließen. Nein heißt vor allem: wir wollen die Situation so nicht haben und unser Geist lehnt sie daher in Sekundenbruchteilen ab. Die Situation macht mit uns etwas, das irgendwann in der Vergangenheit entstanden ist und uns damals Leid zugefügt hat. Wir erfahren ähnliche Gefühle, die wir nicht wollen, vor denen wir meist unbewusst Angst haben. Unsere Reaktion will uns eigentlich schützen. Doch meistens ist unsere Reaktion nicht wirklich der Situation angemessen. Durch die konditionierte ablehnende Haltung sind wir nicht fähig, die Situation klar einzuschätzen. Daher ist auch unsere automatisierte Handlung selten der Situation wirklich angemessen. Sie soll anders sein, aber auf gar keinen Fall so, wie wir sie im Moment empfinden. So wie sie sich für uns zeigt, wollen wir sie nicht. Wir denken, das ist unfair, nicht angemessen, falsch, gemein. Womit habe ich das verdient? Dieses ablehnende Denken führt dazu,
dass wir nicht genau hinschauen, die Tatsachen nicht wahrhaben können. Wenn wir an dieser Meinung festhalten, zerstören wir uns durch unseren Ärger beziehungsweise Wutanfall vielleicht den ganzen Tag. Wir wollen einfach alles anders, leichter, angenehmer haben.
Wenn wir dieses Denken und Verhalten kennen, sollten wir wissen, dass unser absolutes, automatisiertes Nein durch unsere unbewussten Ängste entstanden ist. Das unbewusste Nein verhindert, dass wir ins Hier und Jetzt kommen, das heißt die Wirklichkeit sehen und erspüren können. Deshalb sind wir auch gar nicht fähig die konkrete Wirklichkeit zu erkennen. Unsere Ängste verhindern die Situation so aufzunehmen, wie sie sich wirklich zeigt.
Ohne Achtsamkeit zu entwickeln können wir nicht anders handeln. Wenn wir Situationen begegnen, die uns auch nur im Entferntesten an eine frühere beängstigende Erfahrung erinnern, handeln wir auch wie der oder die damals Drei- oder Sechsjährige. Wir sind aber nun erwachsen und haben ganz andere Möglichkeiten mit dieser Situation umzugehen.
Solange wir diese frühere Situationen nicht reflektiert und aufgearbeitet haben, können wir mit vielen Situationen nicht anders umgehen. Die Ängste bestimmen unser Verhalten und nicht die konkrete Situation, der wir jetzt gegenüber stehen.
Ein hauptsächlich skeptisches, eher ablehnendes Verhalten gegenüber dem Außen macht uns insgesamt skeptischer und ängstlicher. Wir können uns dann nicht offen dem Leben stellen, ihm begegnen und es frei genießen.
Deshalb jede Situation mit einem Ja beginnen.